Unter dem Motto:
"Freundschaft durch Musik" hatte der Pontnewydd Male Choir (PMC), den Männergesangvereins Büchenau (MGV) zum Jubiläumskonzert anlässlich seines 100-jährigen Bestehens nach Cwmbran, die walisische
Partnerstadt von Bruchsal, eingeladen. Und da die Büchenauer Sänger sowohl Freundschaft als auch Musik schätzen, folgten sie der Einladung mit viel Freude und mit insgesamt 108 Personen. Der
gemeinsame Auftritt beider Chöre in der bekannten Cwmbran Congress Hall war der unbestrittene Höhepunkt des sechstägigen Aufenthaltes. Die beiden Chorleiter Walford J. Hutchings und Stefan
Kistner hatten das Programm so zusammengestellt, dass gemeinsam gesungene Beiträge den Schwerpunkt des Programms bildeten. Mit "Deus salutis" vermittelten die mehr als 90 Sänger beider Vereine
gleich zu Beginn des Abends die Freude an der Erfahrung der Gemeinsamkeit, die sich während des Konzertes bis zu den gemeinsam gesungenen Hymnen steigerte, die vom Publikum im Stehen mitgesungen
wurden. Aber auch die einzelnen Chöre wollten bei der Gelegenheit zeigen, was sie zu bieten ha ben. Als besonderes Bonbon hatten die Gastgeber den Bariton David Williams aus den USA einfliegen
lassen, den Enkelsohn einer ihrer Sänger, der die Herzen des Publikums mit bekannten Arien eroberte. Der MGV variierte geschickt traditionelle Lieder mit Gospels und Spirituals. Dabei waren
sowohl die homogenen Chorbeiträge als auch die Soli von Rudi Katz und des vielversprechenden Nachwuchssängers Leonhard Geissler überzeugend. Absolute Spitze war einmal mehr Nachwuchspianist
Matthias Böhringer bei seinem atemberaubenden Auftritt mit einer Großen Etüde nach Paganini Nr. 6 von Franz Liszt. Auch als Begleiter des Arrangements "Marina" von Arnold Kempkens sorgte er dank
einer virtuosen Einlage für Aufsehen und außergewöhnlichen Schwung. Ziel des Treffens, das von der Stadt Bruchsal bezuschusst und vom Freundeskreis unterstützt wurde, war aber auch der Austausch
zwischen den einzelnen Chormitgliedern. Die meisten Büchenauer waren bei Sängern aus Wales oder Mitgliedern des Freundeskreises Bruchsal untergebracht. So wurden alte Freundschaften vertieft und
neue geschlossen. Wilfried Klein, der Vorsitzende des MGV, dankte beim Abschiedsfest, der so genannten "Farewell-Party", den Gastgebern für das "einzigartige Engagement" im Vorfeld, besonders
aber während des Besuchs der Büchenauer Gäste. Als bleibende Erinnerung hatten die Büchenauer ein Fass badischen Rotweins mit Gläsern für alle Sänger mitgebracht. Lionel F. Boughay, der
Vorsitzende des walisischen Chores, ließ es sich nicht nehmen, seinerseits den Organisatoren der Reise Hartmut Matz, Günther Horstmann, Rolf Berg und Wilfried Klein nochmals zu danken und
Wolfgang Biedermann alles Gute zu wünschen, für den es die letzte Reise nach Cwmbran als Ortsvorsteher war. Die Farewell-Party zeigte, wie sehr die Vertreter der beiden Chöre in der kurzen Zeit
miteinander vertraut geworden waren, ganz im Sinne der Proklamation, die der Weltchorverband IFCM 1990 in Helsinki formulierte: "Austausch und Lebensart zu gestalten, Länder- und Sprachgrenzen zu
überwinden, Hoffnung auf eine positive Veränderung unseres Lebensraumes zu wecken". (15.09.2004 BNN)
Eine großartige Idee: Anlässlich seines 85-jährigen Bestehens gestaltete der Männerchor Harmonie Büchenau zusammen mit dem Spiri tualchor Karlsruhe als Gastchor ein Gospelkonzert in der katholischen Kirche in Büche nau. Das Ergebnis war von hoher Qualität und einzigartiger Wirkung. Spirituals und Gospels, geistliche Gesänge der Negersklaven, bilden eine absolute Einheit von ergreifender Musikalität und vitaler Er lebnisfähigkeit, und schöpfen aus dem reichen Fundus der christlichen Botschaft. Die Sehn sucht nach Freiheit konnte und durfte sich nur in religiösen Metaphern artikulieren. Wenn sich heute gestandene Männerchöre an diese Literatur heranwagen, so sei bedacht, dass sie Neuland betreten, in das sie sich aus ihrem ursprünglich anderen Zuhause herantasten müs sen. Jüngere Chöre jedoch gehen vielfach von dieser Literatur aus und bewegen sich ob ihrer hohen Flexibilität auch auf neue Formen mit jazzartigen Elementen und sogar auf klassische A-cappella-Werke zu. So geschehen bei diesem Konzert. Der Harmonie Büchenau als Gastgeber war es vorbehalten, das Zaubertor dieser völlig unintellektuellen, im tiefen Sinne ursprünglich-naiven Glaubenswelt aufzustoßen. Was dann folgte, erstaunte die Zuhörer des überfüllten Gotteshauses. Teils a cappella, teils mit Klavierbegleitung (Matthias Böhringer) und Schlagzeug (Uwe Berggötz), verstand es Stefan Kistner, die vielfältigen Emotionen auszubrei ten und offenzulegen. Die hohe Musikalität des Chors und der klangliche Schmelz adelten die Interpretationen, wobei der junge Sänger Leo Geißler sich mehrmals als Solist auszeichnete. Der zweite Teil gehörte dem Gastchor unter der Leitung von Reiner Senger. Dieser Chor, inzwischen schon über 30 Jahre alt, entstand aus einerevangelischen Jugendgruppe und hat bis heute seinen jugendlichen Charme nicht verloren: Körpersprache, Mimik, Gestik und ein rhythmischer Drive sind nur einige der Vorzüge dieses etwa dreißig Sängerinnen und Sänger umfassenden Klangkörpers. Sie wollen nicht etwa die rauen und kehligen Töne der schwarzhäutigen Chöre imitieren, sondern mit den auf dem Boden unserer europäischen Kul tur gewachsenen Klangvorstellungen die Gesänge erlebbar machen. Und sie wurden zum Erlebnis, das — ähnlich wie im ersten Teil — durch eine kluge klangli che Regie vertieft wurde. Der Wechsel zwi schen kleinem und großem Chor, die Einbezie hung von Solisten (Irene Zeiß, Annemarie Mayer, Elvira Holzleitner, Bertram Pabst) und einer Combo (Helmut Zimmer, Piano; Uwe Berggötz, Schlagzeug, Christian Senger und Stefan Spieß, Gitarre), einmal sogar erweitert durch ein australisches Didgeridoo (Sebastian Stöß), der Auftritt einer kleinen Männerchor- und gemischten Chorgruppe wurden zu einem starken musikalischen Bogen. Dieser spannte sich sich von einem jüdischen Medley mit jazzartigen Elementen über be wegte Gospelgesänge bis hin zu neueren Song - Bearbeitungen. Reiner Senger, der viele eigene Arrangements beisteuerte, brillierte nicht nur als Chorleiter, sondern auch als Begleiter am Klavier, als Gesangs- und Instrumentalsolist: Eine Renaissance-Komposition von Cristobal Morales diente als klanglicher Hintergrund für seine Improvisationen auf dem Sopransaxofon. Zum Schluss noch der klangliche Höhe punkt: Die Büchenauer und Karlsruher Sänger vereinigten sich mit dem „Amazing Grac e" zu einer echten „Harmonie”, einem herrlichen Fi nale, nach welchem die Zuhörer spontan ste hend ihre Achtung vor der Leistung der beiden Chöre bekundeten. (23.03.2004 BNN, Herbert Menrath)