Mit einer fein ausbalancierten Mischung aus Filmmusik, Rock, Volkslied und Folklore, Schlager, Evergreens und auch traditionellem Liedgut traf die ihren 95. Geburtstag feiernde „Harmonie Büchenau“ mit ihrem Konzert beim Publikum voll ins Schwarze. Mal mit Groove und Swing, mal mitreißend, manchmal auch anrührend nahmen die Ausführenden die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise, die begeistern konnte und das Zuhören zum Vergnügen machte.
Das Programm bewegte sich dabei in einem Netz des Mottos „Sommerbrise und Meeresrauschen“ und erlaubte damit ein breitgefächertes, facettenreiches Repertoire von gleichermaßen stilistischer Breite. Zugleich darf die Programmfolge auch als Spiegelbild dafür gelten, wie sich die Chorszene heute darstellt mit einem Imagewechsel von der Tradition zur Gegenwart mit den Verschiedensten Formen und Stilen der Unterhaltung und auch im Zusammenwirken mit dem Projektartigen.
In voller Größe und gut aufgestellt präsentierten sich der Männerchor unter Andreas Burghardt, der auch den Chor am Klavier begleitete, und der von Doris Pfeff geleitete Frauenchor „all cantare“ (Klavierbegleitung Natascha Hock) sowie eigens dafür zusammengestellte Ensembles, die alle durchweg mit ihren Vorträgen von fundierter Chorarbeit zeugten und durch einen klaren, transparenten Chorklang, kontrollierter Dynamik, rhythmischer Präzision und musikalischer Sensibilität beeindruckten.
Das Konzert-Initiale gehörte dem Männerchor, der mit Franz Schuberts „Trinklied“ und dem Volksliedsatz „Dat du min Leevsten büst“ sich im gewohnten vollen Klang eines Männerchores präsentierte, dabei zugleich auch nuancenreich die Lieder zum Klingen brachte, wobei auch der „Ohrwurm“ der Wise Guys profitierte.
Auch der Frauenchor offenbarte durch gut ausbalancierten Chorklang mit zwei nordischen Weisen von Edvard Grieg romantischen Klangempfinden, um dann mit „Have a nice day“, „Dream a little dream“ und „Un poquito cantas“ dem Schlager- und Folkloreidiom zu dienen.
Auch das Ende des ersten Progammteiles gehörte dem Männerchor, diesmal den Sängern, die sich „Young Harmonists“ nennen und bei ihrem Debüt mit „Ab in den Süden“ und „Westerland“ in beeindruckender Weise ihre Reiselust besangen.
Der zweite Teil der Vortragsfolge, durch die Empfangs- und Pausenmusik des Klezmer-Ensembles „Shtetl -Tov“ der Stadtkapelle Bruchsal stimmungsvoll vorbereitet, wurde zu einem Unterhaltungsevent besonderer Art mit integrierter Instrumentalmusik und auch Schönes fürs Auge. Da bot eine „all cantare-Auswahl“ mit dem „Cup Song“ ein begeistertes Becherspiel; für den Knef-Song des Frauenchores mit dem Regen von roten Rosen regnete es tatsächlich Rosenblätter und „It`s raining men“ mit Hannah Pfeff als Solistin gab es eine entsprechend aufbereitete Choreographie. Zu einem Kabinettstück besonderer Art wurde die Darbietung von George Gershwins „Summertime“, wobei im Zusammenspiel mit dem Frauenchor ein Trio aus Geige (Peter Loock), Saxophon (Doris Pfeff) und Klavier (Natascha Hock) musizierte und ein mitreißendes Intermezzo bot.
Mit viel Freude am Singen verabschiedete sich der Männerchor mit drei Shanties und verlieh diesen Liedern ihre ganz eigene Note.
Auch Klaviersoli bereicherten das Programm. Sowohl Natela Melkadze glänzte mit dem meisterlich gespielten „Fantasia Impromtu op.66“ von Frédéric Chopin als auch Chorleiter Andreas Burghardt, der mit rasenden Klavierpassagen und weiten Griffen den „Pirates of the Carebbean“ des Zeitgenossen Jarrod Radnich klingende Gestalt verlieh.
Charmant auch die Moderation durch Sabine Baschin und Inge Brinster, die in gekonnt kurzweiliger Unterhaltung das Publikum in ihren Bann zogen und zwischen den Darbietungen eine inhaltliche Brücke bauten.
Allen in allem: Den Akteuren gelang, und das bewies der lang anhaltende Beifall und die stürmisch geforderte Zugabe, eine reife Leistung von nachhaltiger Wirkung.
(28.07.2014, BNN, Rudolf Rolli)